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7:38 PM
OGB community
Transnationalisierung der Volkssouveränität
Radikale Demokratie diesseits und jenseits des Staates
(Ingeborg Maus zum 70. Geburtstag)
Hrsg. von Oliver Eberl
(Franz Steiner Verlag, 2011)
354 S.
Kurzbeschreibung
Mehr als zweihundert Jahre nach der Französischen Revolution stellt sich die Frage, wie ihre zentrale staatstheoretische Errungenschaft, die Theorie der Volkssouveränität, den Herausforderungen der Globalisierung widerstehen oder zur Demokratisierung der internationalen Beziehungen beitragen kann. Volkssouveränität heißt, dass alle Macht zur Verfassung- und Gesetzgebung in den Händen des Volkes liegt. Gesetzgebung durch das Volk und Rechtsstaatlichkeit gehen in ihr eine konstitutive Verbindung ein.
Kann Volkssouveränität die globalen Grenzüberschreitungen der wirtschaftlichen und kommunikativen Systeme durch Transnationalisierung demokratisch nachvollziehen? Oder wird nicht vielmehr eine demokratische Kontrolle der Politik durch die globale Entgrenzung unmöglich gemacht? Wie stehen die Chancen radikaler Demokratie im 21. Jahrhundert diesseits und jenseits des Staates?
Inhalt [pdf]
Teil I. Kritische Theorie der Demokratie und des Rechts
Dieter Grimm
Reformalisierung des Rechtsstaats als Demokratiepostulat? (1980) [pdf]
Sonja Buckel
Von der Selbstorganisation zur Gerechtigkeitsexpertokratie
Michael Hirsch
Nominalismus der radikalen Demokratie
Soraya Nour
Pluralismus und Identitätskonflikte
Tim Eckes
Personelle Gewaltenteilungslehre und parlamentarische Demokratie
Michael Becker
Reine Theorie der Volkssouveränität oder prozeduralistisch halbierte Herrschaft des Rechts
Teil II. Volkssouveränität und Völkerrecht
Rainer Schmalz-Bruns
Das unbestimmte „Selbst“ der Selbstgesetzgebung
Ulrich Thiele
Von der Volkssouveränität zum Völker(staats)recht
Øystein Lundestad / Howard Williams
Kant und die humanitäre Intervention
Oliver Eberl / Peter Niesen
Kein Frieden mit dem ‚ungerechten Feindʻ?
Teil III. Volkssouveränität jenseits des Staates
William E. Scheuerman
Der Republikanismus der Aufklärung im Zeitalter der Globalisierung
Florian Rödl
Demokratische Verrechtlichung ohne Verstaatlichung
Andreas Niederberger
Kant und der Streit um den Kosmopolitismus in der politischen Philosophie
Hauke Brunkhorst
Legitimationsverhältnisse
Oliver Eberl ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Politische Theorie und Ideengeschichte, Institut für Politikwissenschaft, Technische Universität, Darmstadt.
5:18 AM
OGB community
In the new issue of "Philosophy & Public Affairs" (vol. 39, no. 1, 2011), Professor Martha Nussbaum has an article on "Perfectionist Liberalism and Political Liberalism".
There is free access to the article (and to every issue of Philosophy & Public Affairs in its online library) if you registrer for a free 30-day trial.
An early draft of the article is available here.
Excerpts:
"As I define perfectionist liberalism, following [Charles] Larmore, it is a species of a genus of liberal views that might be called “comprehensive liberalisms,” liberalisms that base political principles on some comprehensive doctrine about human life that covers not only the political domain but also the domain of human conduct generally. Most forms of comprehensive liberalism are perfectionist, involving a doctrine about the good life and the nature of value. But a doctrine can be comprehensive without being perfectionist." (....)
"Perfectionistic forms of comprehensive liberalism (whether utilitarian or Hegelian, or based on a picture of neo-Aristotelian virtue, or on Christian doctrines, or on one of many other possible views) have been immensely influential historically and remain so today. The Raz/Berlin position, avowedly perfectionist in Larmore’s sense, remains a particularly interesting and attractive liberal view, which deserves continued scrutiny (along with its various relatives)." (....)
"The major liberal alternative to Berlin’s and Raz’s perfectionist liberalism, in the recent Anglo-American philosophical literature, is the view called “political liberalism.” This view was developed first by Charles Larmore in Patterns of Moral Complexity and The Morals of Modernity, with explicit reference to Berlin, but in most detail by John Rawls in his great book Political Liberalism." (....)
"... although Rawls’s Theory of Justice is widely known, and frequently discussed in the literature on welfarism and utilitarianism, such is not the case with his great later book [Political Liberalism]. The concept of political liberalism is simply ignored in a large proportion of discussions of welfare and social policy, as are the challenges Rawls poses to thinkers who would base politics on a single comprehensive normative view. Many theorists influenced by various forms of normative utilitarianism have simply not attended to the issues of respect raised by their commitment to a comprehensive normative ethical doctrine as the basis for political principles and policy choices. It is certainly possible for consequentialist and welfarist views to be reformulated as forms of political liberalism. It also might be possible for them to defend their perfectionist doctrines against Rawlsian challenges. But the failure of their proponents to confront the issue head-on means that this work has not yet been done. It is my hope that the challenge contained in this article may stimulate this further work."
Also see Martha Nussbaum - "Rawls's Political Liberalism. A Reassessment". Ratio Juris vol. 24 no. 1 (March 2011).
12:20 AM
OGB community
In "Süddeutsche Zeitung" April 7, Jürgen Habermas on Germany and Europe:
"Ein Pakt für oder gegen Europa?"
An Gründen für eine Gemeinschaft fehlt es nicht, wohl aber einem politischen Willen - und an Verantwortung.
This is a speech given by Habermas on April 6 at a meeting on "Europe and the re-discovery of the German nation-state" arranged by the Berlin office of the European Council on Foreign Relations (ECFR). Habermas criticised political elites for shirking their responsibility of delivering Europe to its citizens, instead relying on opportunism that threatens to “sink 50 years of European history”. Former foreign minister Joschka Fischer also took part in the discussion. See Habermas's full speech here (pdf).
See the reports on Habermas's speech in
- The Irish Times, April 7
- The Financial Times Deutschland, April 7
- EurActiv, April 7
- Der Tagesspiegel, April 8
- The Local (German news in English), April 8
- The Irish Times, April 9.
Excerpt:
"Die neue deutsche Normalität erklärt nicht die Tatsache, dass es bisher in keinem der Mitgliedsstaaten eine einzige Europawahl und kaum ein Referendum gegeben hat, in denen über etwas anderes als über nationale Themen und Tickets entschieden worden ist. Politische Parteien vermeiden natürlich die Thematisierung von unpopulären Fragen. Das ist einerseits trivial, weil es das Ziel von Parteien sein muss, Wahlen zu gewinnen. Andererseits ist es keineswegs trivial, warum seit Jahrzehnten Europawahlen von Themen und Personen beherrscht werden, die gar nicht zur Entscheidung anstehen. Der Umstand, dass sich die Bürger über die Relevanz des Geschehens im subjektiv entfernten Straßburg und Brüssel täuschen, begründet sehr wohl eine Bringschuld, der sich jedoch die politischen Parteien hartnäckig entziehen.
Freilich scheint die Politik heute allgemein in einen Aggregatzustand, der sich durch den Verzicht auf Perspektive und Gestaltungswillen auszeichnet, überzugehen. Die wachsende Komplexität der regelungsbedürftigen Materien nötigt zu kurzatmigen Reaktionen in schrumpfenden Handlungsspielräumen. Als hätten sich die Politiker den entlarvenden Blick der Systemtheorie zu eigen gemacht, folgen sie schamlos dem opportunistischen Drehbuch einer demoskopiegeleiteten Machtpragmatik, die sich aller normativen Bindungen entledigt hat. Merkels Atommoratorium ist nur das auffälligste Beispiel. Und nicht Guttenberg, sondern die Regierungschefin selbst hat (in den Worten der FAZ) "die halbe Republik und fast die ganze CDU zum Lügen gebracht", als sie den öffentlich überführten Plagiator aus Rücksicht auf dessen Beliebtheit im Amt behielt. Kühl kalkulierend hat sie für ein paar Silberlinge, die sie an den Wahlurnen dann doch nicht hat einstreichen können, das rechtsstaatliche Amtsverständnis kassiert. Ein Großer Zapfenstreich hat die Normalität dieser Praxis auch noch besiegelt.
Dem liegt ein Verständnis von Demokratie zugrunde, das die New York Times nach der Wiederwahl von George W. Bush auf die Formel von der post-truth democracy gebracht hat. In dem Maße, wie die Politik ihr gesamtes Handeln von der Konkordanz mit Stimmungslagen abhängig macht, denen sie von Wahltermin zu Wahltermin hinterherhechelt, verliert das demokratische Verfahren seinen Sinn. Eine demokratische Wahl ist nicht dazu da, ein naturwüchsiges Meinungsspektrum bloß abzubilden; vielmehr soll sie das Ergebnis eines öffentlichen Prozesses der Meinungsbildung wiedergeben. Die in der Wahlkabine abgegebenen Stimmen erhalten das institutionelle Gewicht demokratischer Mitbestimmung erst in Verbindung mit den öffentlich artikulierten Meinungen, die sich im kommunikativen Austausch von themenrelevanten Stellungnahmen, Informationen und Gründen herausgebildet haben."
10:14 PM
OGB community
5:10 AM
OGB community
"Habermas and Rawls - Disputing the Political" (Routledge, 2011), edited by James Gordon Finlayson & Fabian Freyenhagen, includes a new article by Jürgen Habermas in which he comments on John Rawls's political theory and on the other contributions in the book.
Here are some excerpts from Habermas's "Reply to My Critics" (pp. 283-304):
"How far are morality, law and politics amenable to rational justification and how do they relate to the normative content of the ethical-existential life orientations and worldviews of individuals and communities? For my part, I follow Kant in assuming that, with the concept of autonomy, the practical reason shared by all persons offers a reliable guide both for morally justifying individual actions and for the rational construction of a legitimate political constitution for society. Kant understands "autonomy" as the ability of persons to bind their will to universal norms that they give themselves in the light of reason.
Rawls takes this individualistic and egalitarian universalism into account only in his exposition of a concept of political justice, however, wheread he situates moral conceptions on the particularisic side of the plurality of "comprehensive doctrines". Nevertheless, the "priority of the right over the good", as I understand it, sets the parameters in such a way that the concept of political Justice as Fairness is composed entirely of universalized contents that can also count as "morally" justified in the Kantian sense and are not shaped by values of a particular political culture." (p. 284)
"[There is however] a problem that, in my view, besets the construction of the "overlapping consensus". The correctness of the political conception of justice is supposed, on the one hand, to be measured by whether it can be integrated into the different comprehensive doctrines as a module; on the other hand, only the "reasonable" doctrines that recognize the primacy of political values are supposed to be admitted to this test. It remains unclear which side trumps the other, the competing groups with a shared worldview who can say "no", or practical reason that prescribes in advance which voices count. In my opinion, the practical reason expressed in the citizens' public use of their reason should have the final word here, too. This admittedly calls for a philosophical justification of the universal validity of a morality of equal respect for everyone. Rawls want to sidestep this task by confining himself to a "freestanding" theory of political justice." (p. 285)
"Rawls employs the concept of "freestanding" in a more specific sense when he refers to the independence of philosophical subdisciplines from one another. (....) The reason for Rawls's intention to insulate his theoretical program from controversies in neighboring disciplines has to do with the meaning of normative political theories. He hoped that this would enable the concept of Justice as Fairness to secure broad public acceptance. I am skeptical in this regard because each of Rawls's basic conceptual distinctions - moral versus political, rational versus full autonomy, the right versus the good, true versus reasonable, reasonable versus rational, truth versus objectivity, etc. - forces him to take positions in specialist discourses that reach far beyond the boundaries of political theory. Fallibilism and continued controversies on all fronts are the price to be paid for metaphysical abstinence" (p. 290)
See my previous post on "Habermas and Rawls - Disputing the Political".